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Alleine Pilgern in Spanien: Von fröhlichen und berührenden Erlebnissen auf dem Camino

Der Camino ist weit mehr als nur eine Wanderung – er ist eine spirituelle Reise zu dir selbst. Auf diesem Weg verschmelzen der Alltag, Begegnungen und die Geschichten, die du dort sammelst, zu einem faszinierenden Erlebnis.

In diesem Blogartikel teile ich mit dir meine persönlichen Erfahrungen auf diesem Weg. 


Planung und Gründe für diese Reise zu mir selbst 


Für diese Reise entscheide ich mich ganz bewusst dafür, mich alleine als Frau auf den Weg zu machen. Die Idee kam mir, als ich im Norden Vietnams wanderte. Dort war ich mit meiner Gastmutter Mama Zuzu – vom indigenen und matriarchalisch geführten Bergvolk des Black Hmong Tribes – im wildromantischen Sapa unterwegs. 

Aber warum will ich überhaupt pilgern? Abgesehen davon, dass ich wandern liebe und Pilgern als Abenteuer schon immer auf meiner Bucket-List stand, gibt es noch andere Gründe. Nach fast einem Jahr Weltreise suche ich ein paar Antworten und die Gesellschaft mit mir selbst, um alles zu reflektieren. Dafür zieht es mich von Asien nach Europa – zurück in vertrautere Gebiete, wo ich mit meinem Freund Flo unsere nachhaltige Weltreise im Winter fortsetze. 

Zudem hat mir Flo vom Pilgern vorgeschwärmt. Um nach dieser langen Zeit “mal wieder unser eigenes Ding” zu machen, wie wir es nennen, wird er während der gleichen Zeit eine andere Strecke des Caminos wandern. Für ihn geht es mit seinem Papa und Onkel auf eine tschechische Route und für mich allein nach Spanien. 

Die Vorbereitungen fürs Pilgern sind denkbar einfach. Karten für die Pilger-Reiserouten brauche ich eigentlich nicht. Denn der Originalweg namens Camino Francés – für den ich mich entschieden habe – ist exzellent ausgeschildert. Genau diese Einfachheit ist es, die mich so an dieser Wanderung und der Pilgerroute reizt. 


Mein Start ins Pilgerabenteuer


Mit einem Hauch Abenteuer starte ich meine Pilgerreise, nachdem ich eine spektakuläre Autofahrt durch die malerischen Berge mit einer Mitfahrgelegenheit von BlaBlaCar hinter mich gebracht habe. Als ich am Abend in der Bar Albergue La Escuela in der Region Kastilien und León ankomme, werde ich herzlich in die Pilger:innen-Community aufgenommen. 

Beim Abendessen lerne ich die Italienerin Rosa näher kennen. Während wir uns unterhalten, erzähle ich von meinem bevorstehenden Start am nächsten Tag. “Willst du mit mir gemeinsam frühstücken und starten?”, bietet Rosa mir an. Ich stimme zu und wir vereinbaren uns in der Früh um Punkt 7 Uhr hier zu treffen. 

Am nächsten Morgen, als Rosa und ich beim Frühstück sitzen, stürmt eine Gruppe von Franzosen klatschnass in die Herberge. Das Wetter scheint uns vor eine Herausforderung zu stellen, aber ich erinnere mich an die Worte meiner Eltern: "Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung." Also ziehe ich meinen Regenponcho über und mache mich bereit für meinen ersten Schritt auf dem Camino. 

Das Phänomen der Pilger:innen-Freundschaften 


Eine Pilger:innen-Freundschaft ist eine Verbindung mit einer oder mehreren Personen, die du auf dem Camino herstellen kannst. Diese kann so kurz sein, wie ein Wimpernschlag oder für mehrere Tage, gar Wochen dauern. Meistens wird danach kaum Kontakt gehalten, was die gemeinsame Zeit und die Möglichkeit, sich zu öffnen, ganz besonders macht. 

Obwohl ich alleine in dieses Abenteuer aufbreche, fühle ich mich deshalb selten einsam auf dem Camino. Ab der ersten Sekunde werde ich von der ersten Herberge in Kastilien bis über die Grenze nach Galizien von Rosa, der Italienerin begleitet. Direkt am ersten Wandertag lerne ich dank ihr eine große Gruppe Italiener:innen kennen, die mich sofort liebevoll auf den Weg Richtung Vilar aufnimmt. 

Obwohl diese italienische Gruppe gefühlt Ü60 ist, kann ich nicht lange mit ihnen Schritt halten. Sie laufen bis zu 35 km pro Tag, während ich erstmal in Ruhe mit 15 km pro Tag beginne. Ab Mittag bin ich erstmal alleine unterwegs und nutze die Zeit, um einfach zu sein und zu reflektieren. Schon jetzt bin ich sehr dankbar, dass ich mich an meine Packliste gehalten habe und nur 6kg mit mir herumtrage – sonst würde ich noch langsamer laufen. 

Am nächsten Tag treffe ich in einer Herberge zwei Ungarinnen, Orsi und Ági, die in meinem Alter sind. Es macht sofort bei uns “Klick”. Glücklicherweise haben wir zu Beginn etwa das gleiche Tempo. Danach kristallisiert sich heraus, dass Ági im Vergleich zu uns rennt. Anstatt uns zu hetzen, laufen wir dafür in unserem Tempo durch das grüne Galicien. Ági erhält dadurch mehr Kaffeepausen, bis wir uns wieder treffen und über Gott und die Welt reden. 

Apropos Gott. Jeden Früh beten sie zusammen und singen Lieder. Am ersten gemeinsamen Morgen komme ich nach, da ich noch meine Wasserflasche an einem kostenlosen Trinkbrunnen auffüllen möchte. Als ich sie vor einer kleinen Kapelle in der Pilgerstadt Sarria sehe und in Hörweite bin, erkenne ich die Melodie. 

Während sie auf ungarisch singen, stimme ich auf Deutsch mit ein: “Danke, für diesen guten Morgen, danke, für jeden neuen Tag…” Verblüfft, dass ich das Lied kenne, lächeln sie mich überrascht an, ohne zum Singen aufzuhören. Das war einfach magisch. 

Als wir schon ein paar Tage zusammen wandern, sagt Orsi plötzlich: "Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt in nur zwei Tagen so viele lächelnde Gesichter gesehen habe.” Jede:r grüßt sich herzlich mit einem fröhlichen "Buon Camino”. 

Eine Frau aus Irland, die den Camino bereits zum dritten Mal absolviert, erzählt mir von ihrer persönlichen Motivation. Sie hat zwei Brüder verloren und findet Trost und Frieden in der Natur. Auf dem Weg treffe ich noch weitere Personen, die sich aufgrund eines Trauerfalls auf den Camino begeben. Obwohl ich nicht lange mit der Irin wegen meiner Blase Schritt halten kann, bleibt ihre Geschichte in meinem Herzen und ich lasse mich in mein Tempo zurückfallen. Am nächsten Ort kaufe ich mir ein Blasenpflaster. Dann läuft’s wieder. 

Einer besonders herzlichen Gruppe, bestehend aus zwei französischen Rentnerpaaren, berichte ich in der Nähe von Triacastela, dass ich Reiseartikel schreibe. Eine der Frauen zeigt mir daraufhin ihr Notizbuch und meint als wir unsere Notizen und Gedanken austauschen: “Jede:r von uns ist ein:e Blogger:in auf seine:ihre eigene Weise.” 

Als ich sie später wieder treffe, bin ich richtig in Schwung und gut eingelaufen. Während ich sie überhole, bilden sie und die drei Franzosen mir ein Spalier aus ihren Wanderstöcken. Als ich hindurch gehe, bekomme ich eine Gänsehaut und grinse über das ganze Gesicht. 

Ich könnte dir noch von so vielen inspirierenden Menschen, wie einem Amerikaner erzählen, der seine Hängematte zweimal am Tag auf dem Weg aufhängt: Einfach um in die Wolken zu schauen. Doch dafür gehen mir die Zeilen aus. Schließlich wollen wir gemeinsam auch in Santiago ankommen. Also weiter geht’s. 


Stationen entlang des Caminos: Vom Dudelsack bis hin zu kostenlosem Essen für Pilger:innen 


Entlang des Caminos gibt es Stationen, die auf Spendenbasis funktionieren. In diesen Häusern und Unterkünften wird kostenlos Verpflegung angeboten. Kann ich nur empfehlen. Einmal gab es sogar ein kleines Weinfass für die Stärkung in der Casa Xaymaca

Ein andermal erklingt plötzlich Dudelsackmusik im Wald, die sich harmonisch in das Rascheln der Blätter einfügt. Während ich entlang des Weges wandere, entdecke ich den dazugehörigen Dudelsackspieler. Ich stehe noch eine Weile da, lausche der Musik und stemple diese Station in meinem Pilgerpass ab. 

Meine Lieblingsstation ist die von Mirjam Voets. Am Wegesrand – nur etwa drei Tage Fußmarsch entfernt von Santiago – hat sie es sich auf einer kleinen Mauer mit ihrem Hund Raton bequem gemacht und schneidet Sprüche aus, die sie Pilger:innen mitgibt. Zudem hängt ein Schild mit “Erzähl mir deine Geschichte” auf Englisch und Spanisch am Baum neben ihr. Hier lädt sie Wander:innen ein, innezuhalten und ihre Gedanken zu teilen. 

Sie erzählt mir, dass sie mit ihren zwei Pferden bis nach Santiago de Compostela gereist ist. “Ich glaube an die Magie des Caminos”, beteuert sie mir und berichtet stolz, dass sie deshalb nur ein paar Kilometer vom Wegesrand ein Haus für sich und ihre Tiere gefunden hat. Ihre Geschichte schreibt sie gerade in ihrem Buch auf, das sich in der letzten Phase der Korrektur mit ihrer Verlegerin befindet. Hier findest du Videomaterial zu ihrer Reise. 

Später gesellen sich zwei ältere Damen sowie zwei junge Frauen dazu. Jede bekommt ein Zettelchen von Mirjam. Eine der Mädchen, Julia, findet das so schön, dass sie aus ihrem Rucksack Spruchkarten herauskramt und sie an uns alle verteilt. Wir dürfen sie selbst ziehen. Danach lesen wir einmal den Zettel und die Spruchkarte reihum vor. Und wie das oft so ist, passen die Karten genau auf unsere Lebenslagen. 

Als eine der älteren Damen an der Reihe ist, und die Karte vorliest, bricht ihre Stimme und sie beginnt zu weinen. Auf der Karte stand etwas wie, dass du dich nicht von der Meinung anderer einschränken lassen musst. Während ich neben ihr stehe, steigen auch mir Tränen in die Augen. “Willst du eine Umarmung?” frage ich sie leise. Sie stimmt zu. So stehen wir zwei – eigentliche Fremde – Arm in Arm auf dem Camino und weinen. 

Diese Begegnungen, wie ich sie beschrieben habe, sind magisch und können nicht erzwungen werden. Aber wenn sie eintreten, sind sie umso kostbarer. Mit all diesen Erinnerungen im Gepäck neigt sich mein Pilgerabenteuer dem Ende zu. Es fühlt sich bittersüß an. Auf der einen Seite bin ich froh anzukommen und freue mich auf die Erholung. Auf der anderen Seite tun meine Füße langsam weh und ich bin traurig, dass diese besondere Erfahrung zu einem Ende kommt. 
Auf dem Camino geht es auch darum, mit sich selbst ins Reine zu kommen und nicht den Erwartungen anderer entsprechen zu müssen. Der Weg ermutigt uns, unsere Komfortzone zu verlassen und unsere eigene Wahrnehmung zu entwickeln. 

Fast geschafft: Santiago, ich komme! 


Meine Herausforderungen auf dem Camino habe ich überwunden: Sei es mir bei gewissen Punkten meine Fehler einzugestehen oder den Regenschauer und die schnarchenden Bettnachbar:innen in den Herbergen hinter mich gebracht zu haben. Ohropax sei Dank. 

Es ist der letzte Abend. Eine Spanierin namens Gema Martin, die ich schon seit dem ersten Tag mit ihrem Freund auf dem Camino treffe, lädt mich zu einem letzten Abendessen ein. Wir treffen uns mit einer großen Gruppe voller Spanier:innen, Lateineramerikaner:innen etc. in einem wunderschönen Biergarten und stoßen auf den letzten Abend unserer Reise an. 

Als ich da so mit ihnen sitze, kann ich kaum glauben, dass es vorbei ist. Wie sag ich immer. “Die Zeit fliegt, wenn du Spaß hast.” Am nächsten Tag laufe ich dann schon in Santiago ein. Endlich geschafft. Meine Studienfreundin Ronja und ihr Partner Philipp warten auf dem Domplatz auf mich und heißen mich in Santiago de Compostela willkommen. 

Im Pilgerbüro hole ich mir danach meine Urkunde ab. Dort wird auf einer Tafel angezeigt, dass bereits 937 Pilger:innen allein heute angekommen sind. Als ich wieder rauskomme, sehe ich die Spanier:innen von gestern wieder. Freudig umarmen wir uns und feiern gemeinsam bei einem Bier und einer Tortilla unseren Erfolg. 

Eine Pilgerroute voller IMPACKT 


Wenn du auch die Magie des Camino de Santiago erfahren willst, empfehle ich dir deine Wanderschuhe zu schnappen und loszulaufen. Hier findest du alle Informationen rund zum Thema Organisationen und Packen fürs Pilgern. 

Ich bin mir sicher, dass du beim Pilgern einen echten IMPACKT leisten kannst – für dich, für andere und den nachhaltigen Tourismus. 

Nun bleibt mir nur noch zu sagen: “Viel Spaß und buen camino.” 

Liebe Grüße, 
Franzi

Alleine Pilgern in Spanien: Von fröhlichen und berührenden Erlebnissen auf dem Camino

Der Camino ist weit mehr als nur eine Wanderung – er ist eine spirituelle Reise zu dir selbst. Auf diesem Weg verschmelzen der Alltag, Begegnungen und die Geschichten, die du dort sammelst, zu einem faszinierenden Erlebnis.

In diesem Blogartikel teile ich mit dir meine persönlichen Erfahrungen auf diesem Weg. 


Planung und Gründe für diese Reise zu mir selbst 


Für diese Reise entscheide ich mich ganz bewusst dafür, mich alleine als Frau auf den Weg zu machen. Die Idee kam mir, als ich im Norden Vietnams wanderte. Dort war ich mit meiner Gastmutter Mama Zuzu – vom indigenen und matriarchalisch geführten Bergvolk des Black Hmong Tribes – im wildromantischen Sapa unterwegs. 

Aber warum will ich überhaupt pilgern? Abgesehen davon, dass ich wandern liebe und Pilgern als Abenteuer schon immer auf meiner Bucket-List stand, gibt es noch andere Gründe. Nach fast einem Jahr Weltreise suche ich ein paar Antworten und die Gesellschaft mit mir selbst, um alles zu reflektieren. Dafür zieht es mich von Asien nach Europa – zurück in vertrautere Gebiete, wo ich mit meinem Freund Flo unsere nachhaltige Weltreise im Winter fortsetze. 

Zudem hat mir Flo vom Pilgern vorgeschwärmt. Um nach dieser langen Zeit “mal wieder unser eigenes Ding” zu machen, wie wir es nennen, wird er während der gleichen Zeit eine andere Strecke des Caminos wandern. Für ihn geht es mit seinem Papa und Onkel auf eine tschechische Route und für mich allein nach Spanien. 

Die Vorbereitungen fürs Pilgern sind denkbar einfach. Karten für die Pilger-Reiserouten brauche ich eigentlich nicht. Denn der Originalweg namens Camino Francés – für den ich mich entschieden habe – ist exzellent ausgeschildert. Genau diese Einfachheit ist es, die mich so an dieser Wanderung und der Pilgerroute reizt. 


Mein Start ins Pilgerabenteuer


Mit einem Hauch Abenteuer starte ich meine Pilgerreise, nachdem ich eine spektakuläre Autofahrt durch die malerischen Berge mit einer Mitfahrgelegenheit von BlaBlaCar hinter mich gebracht habe. Als ich am Abend in der Bar Albergue La Escuela in der Region Kastilien und León ankomme, werde ich herzlich in die Pilger:innen-Community aufgenommen. 

Beim Abendessen lerne ich die Italienerin Rosa näher kennen. Während wir uns unterhalten, erzähle ich von meinem bevorstehenden Start am nächsten Tag. “Willst du mit mir gemeinsam frühstücken und starten?”, bietet Rosa mir an. Ich stimme zu und wir vereinbaren uns in der Früh um Punkt 7 Uhr hier zu treffen. 

Am nächsten Morgen, als Rosa und ich beim Frühstück sitzen, stürmt eine Gruppe von Franzosen klatschnass in die Herberge. Das Wetter scheint uns vor eine Herausforderung zu stellen, aber ich erinnere mich an die Worte meiner Eltern: "Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung." Also ziehe ich meinen Regenponcho über und mache mich bereit für meinen ersten Schritt auf dem Camino. 

Das Phänomen der Pilger:innen-Freundschaften 


Eine Pilger:innen-Freundschaft ist eine Verbindung mit einer oder mehreren Personen, die du auf dem Camino herstellen kannst. Diese kann so kurz sein, wie ein Wimpernschlag oder für mehrere Tage, gar Wochen dauern. Meistens wird danach kaum Kontakt gehalten, was die gemeinsame Zeit und die Möglichkeit, sich zu öffnen, ganz besonders macht. 

Obwohl ich alleine in dieses Abenteuer aufbreche, fühle ich mich deshalb selten einsam auf dem Camino. Ab der ersten Sekunde werde ich von der ersten Herberge in Kastilien bis über die Grenze nach Galizien von Rosa, der Italienerin begleitet. Direkt am ersten Wandertag lerne ich dank ihr eine große Gruppe Italiener:innen kennen, die mich sofort liebevoll auf den Weg Richtung Vilar aufnimmt. 

Obwohl diese italienische Gruppe gefühlt Ü60 ist, kann ich nicht lange mit ihnen Schritt halten. Sie laufen bis zu 35 km pro Tag, während ich erstmal in Ruhe mit 15 km pro Tag beginne. Ab Mittag bin ich erstmal alleine unterwegs und nutze die Zeit, um einfach zu sein und zu reflektieren. Schon jetzt bin ich sehr dankbar, dass ich mich an meine Packliste gehalten habe und nur 6kg mit mir herumtrage – sonst würde ich noch langsamer laufen. 

Am nächsten Tag treffe ich in einer Herberge zwei Ungarinnen, Orsi und Ági, die in meinem Alter sind. Es macht sofort bei uns “Klick”. Glücklicherweise haben wir zu Beginn etwa das gleiche Tempo. Danach kristallisiert sich heraus, dass Ági im Vergleich zu uns rennt. Anstatt uns zu hetzen, laufen wir dafür in unserem Tempo durch das grüne Galicien. Ági erhält dadurch mehr Kaffeepausen, bis wir uns wieder treffen und über Gott und die Welt reden. 

Apropos Gott. Jeden Früh beten sie zusammen und singen Lieder. Am ersten gemeinsamen Morgen komme ich nach, da ich noch meine Wasserflasche an einem kostenlosen Trinkbrunnen auffüllen möchte. Als ich sie vor einer kleinen Kapelle in der Pilgerstadt Sarria sehe und in Hörweite bin, erkenne ich die Melodie. 

Während sie auf ungarisch singen, stimme ich auf Deutsch mit ein: “Danke, für diesen guten Morgen, danke, für jeden neuen Tag…” Verblüfft, dass ich das Lied kenne, lächeln sie mich überrascht an, ohne zum Singen aufzuhören. Das war einfach magisch. 

Als wir schon ein paar Tage zusammen wandern, sagt Orsi plötzlich: "Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt in nur zwei Tagen so viele lächelnde Gesichter gesehen habe.” Jede:r grüßt sich herzlich mit einem fröhlichen "Buon Camino”. 

Eine Frau aus Irland, die den Camino bereits zum dritten Mal absolviert, erzählt mir von ihrer persönlichen Motivation. Sie hat zwei Brüder verloren und findet Trost und Frieden in der Natur. Auf dem Weg treffe ich noch weitere Personen, die sich aufgrund eines Trauerfalls auf den Camino begeben. Obwohl ich nicht lange mit der Irin wegen meiner Blase Schritt halten kann, bleibt ihre Geschichte in meinem Herzen und ich lasse mich in mein Tempo zurückfallen. Am nächsten Ort kaufe ich mir ein Blasenpflaster. Dann läuft’s wieder. 

Einer besonders herzlichen Gruppe, bestehend aus zwei französischen Rentnerpaaren, berichte ich in der Nähe von Triacastela, dass ich Reiseartikel schreibe. Eine der Frauen zeigt mir daraufhin ihr Notizbuch und meint als wir unsere Notizen und Gedanken austauschen: “Jede:r von uns ist ein:e Blogger:in auf seine:ihre eigene Weise.” 

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Ein andermal erklingt plötzlich Dudelsackmusik im Wald, die sich harmonisch in das Rascheln der Blätter einfügt. Während ich entlang des Weges wandere, entdecke ich den dazugehörigen Dudelsackspieler. Ich stehe noch eine Weile da, lausche der Musik und stemple diese Station in meinem Pilgerpass ab. 

Meine Lieblingsstation ist die von Mirjam Voets. Am Wegesrand – nur etwa drei Tage Fußmarsch entfernt von Santiago – hat sie es sich auf einer kleinen Mauer mit ihrem Hund Raton bequem gemacht und schneidet Sprüche aus, die sie Pilger:innen mitgibt. Zudem hängt ein Schild mit “Erzähl mir deine Geschichte” auf Englisch und Spanisch am Baum neben ihr. Hier lädt sie Wander:innen ein, innezuhalten und ihre Gedanken zu teilen. 

Sie erzählt mir, dass sie mit ihren zwei Pferden bis nach Santiago de Compostela gereist ist. “Ich glaube an die Magie des Caminos”, beteuert sie mir und berichtet stolz, dass sie deshalb nur ein paar Kilometer vom Wegesrand ein Haus für sich und ihre Tiere gefunden hat. Ihre Geschichte schreibt sie gerade in ihrem Buch auf, das sich in der letzten Phase der Korrektur mit ihrer Verlegerin befindet. Hier findest du Videomaterial zu ihrer Reise. 

Später gesellen sich zwei ältere Damen sowie zwei junge Frauen dazu. Jede bekommt ein Zettelchen von Mirjam. Eine der Mädchen, Julia, findet das so schön, dass sie aus ihrem Rucksack Spruchkarten herauskramt und sie an uns alle verteilt. Wir dürfen sie selbst ziehen. Danach lesen wir einmal den Zettel und die Spruchkarte reihum vor. Und wie das oft so ist, passen die Karten genau auf unsere Lebenslagen. 

Als eine der älteren Damen an der Reihe ist, und die Karte vorliest, bricht ihre Stimme und sie beginnt zu weinen. Auf der Karte stand etwas wie, dass du dich nicht von der Meinung anderer einschränken lassen musst. Während ich neben ihr stehe, steigen auch mir Tränen in die Augen. “Willst du eine Umarmung?” frage ich sie leise. Sie stimmt zu. So stehen wir zwei – eigentliche Fremde – Arm in Arm auf dem Camino und weinen. 

Diese Begegnungen, wie ich sie beschrieben habe, sind magisch und können nicht erzwungen werden. Aber wenn sie eintreten, sind sie umso kostbarer. Mit all diesen Erinnerungen im Gepäck neigt sich mein Pilgerabenteuer dem Ende zu. Es fühlt sich bittersüß an. Auf der einen Seite bin ich froh anzukommen und freue mich auf die Erholung. Auf der anderen Seite tun meine Füße langsam weh und ich bin traurig, dass diese besondere Erfahrung zu einem Ende kommt. 
Auf dem Camino geht es auch darum, mit sich selbst ins Reine zu kommen und nicht den Erwartungen anderer entsprechen zu müssen. Der Weg ermutigt uns, unsere Komfortzone zu verlassen und unsere eigene Wahrnehmung zu entwickeln. 

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Es ist der letzte Abend. Eine Spanierin namens Gema Martin, die ich schon seit dem ersten Tag mit ihrem Freund auf dem Camino treffe, lädt mich zu einem letzten Abendessen ein. Wir treffen uns mit einer großen Gruppe voller Spanier:innen, Lateineramerikaner:innen etc. in einem wunderschönen Biergarten und stoßen auf den letzten Abend unserer Reise an. 

Als ich da so mit ihnen sitze, kann ich kaum glauben, dass es vorbei ist. Wie sag ich immer. “Die Zeit fliegt, wenn du Spaß hast.” Am nächsten Tag laufe ich dann schon in Santiago ein. Endlich geschafft. Meine Studienfreundin Ronja und ihr Partner Philipp warten auf dem Domplatz auf mich und heißen mich in Santiago de Compostela willkommen. 

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